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„Wir sind viele – und wir sind laut!“

Der BSK war bei der Disability and Mad Pride Hannover dabei.

von jp

Claus Arne Mohr Portraitaufnahme Screenshot
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  • Aus dem Verband

Hannover, 12. Juli 2025 – Unter dem starken Aufruf „Wirst du in deinem Alltag behindert? Dann kämpfe mit uns!“ fand am 12. Juli die Disability and Mad Pride Parade in Hannover statt. Zahlreiche Menschen mit Behinderungen, psychischen Krisenerfahrungen sowie weitere Unterstützer*innen versammelten sich in der Innenstadt, um für Teilhabe, Selbstbestimmung und Stolz zu demonstrieren. Mit dabei: der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter (BSK) und sein stv.  Bundesvorsitzender Claus A. Mohr, der selbst in Hannover lebt, und mit eindrucksvollen Worten die politische Dimension der Bewegung verdeutlichte.

Er erreichte als Redner mit klaren, eindringlichen Worten das Publikum: „Wir wollen nicht getragen werden – vielleicht müssen uns andere einfach mal ertragen. Denn unser Leben ist kein buntes Spektakel unter der Zirkuskuppel – es ist echt, vielfältig, oft auch dunkel. Aber wir stehen unter freiem Himmel. Und wir stehen zusammen!“

In seiner bewegenden Rede erinnerte Mohr an die Ursprünge der Behindertenbewegung: an den Bühnensturm im „Jahr der Behinderten“ 1981, an den Widerstand gegen Bevormundung – und an den langen Kampf um Mitbestimmung. Auch konkrete Erfolge wie die Rücknahme der Kürzung des Landesblindengeldes in Niedersachsen wurden benannt: „Menschen mit Behinderung wollten nie eine Nebenrolle – wir wollen mitreden, mitentscheiden. Es reicht nicht, am Tisch zu sitzen. Wir fragen nicht mehr um Erlaubnis. Wir handeln. Alle zusammen!“

Die Disability Pride Bewegung, ursprünglich in den 1970er Jahren in den USA entstanden, hat inzwischen auch in Deutschland Fuß gefasst. Sie steht für Sichtbarkeit und Stolz – dafür, dass Behinderung kein Makel ist, sondern ein Teil der eigenen Identität. Mohr stellte dabei die gesellschaftspolitische Bedeutung heraus: „Menschen mit Behinderung sind weder Freaks noch ein edles Beiwerk der Gesellschaft! Unsere Leben sind vieles – aber bestimmt keine Lüge!“ Und mit Blick auf aktuelle politische Entwicklungen mahnte er: „Einige politische Kräfte in Deutschland wollen sogar aus der UN-Behindertenrechtskonvention wieder aussteigen. Ihre Argumente: kein Geld, keine Zeit. Inklusion sei eine Lüge, eine Illusion, sagen sie! Inklusion geht nicht, sagen sie. Aber wir sagen: Doch, das geht – gemeinsam!“

Die Veranstaltung in Hannover wurde von Kulturbeiträgen, Reden und einem bunten Demonstrationszug begleitet. Dabei wurde eines deutlich: Die Community ist gewachsen, selbstbewusst – und politisch wach.

Die Botschaft des Tages war klar: Inklusion ist kein Luxus – sie ist ein Grundrecht. Und dafür wird weiter gekämpft. Alle zusammen!