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Inklusion ist kein Luxus – sie ist unsere Zukunft

Stellungnahme des BSK e.V. anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen

Anlässlich des Internationalen Tags der Menschen mit Behinderungen meldet sich unser Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK) mit deutlichen Worten: Der neue Entwurf zur Änderung des BGG geht – das wissen wir alle – in die falsche Richtung!

von Jasmin Paul

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  • Aus dem VerbandAus der Szene

Er vergibt eine große Chance, echte Barrierefreiheit und Teilhabe verbindlich umzusetzen. Damit droht eine weitere Verschärfung der Ausgrenzung von Menschen mit Behinderungen – mit Folgen für die gesamte Gesellschaft.

Doch wir wollen heute nicht nur Kritik äußern, sondern auch konkrete Vorschläge machen. Denn Inklusion ist wichtig für soziale Gerechtigkeit, eine starke Wirtschaft und ein gutes Miteinander.

1. Menschen mit Behinderungen gehören zur Mitte der Gesellschaft

In Deutschland leben 7,9 Millionen Menschen mit Schwerbehinderung – das sind 9,3 % der Bevölkerung. Viele Behinderungen entstehen erst im Laufe des Lebens, etwa durch eine Krankheit, einen Unfall oder weil wir älter werden. Das heißt: Behinderung betrifft nicht „einige wenige“ – sie kann uns alle treffen.

2. Inklusion ist ein Menschenrecht – und eine Pflicht des Staates

Jeder Mensch hat das Recht, überall dabei sein zu können: in der Schule, bei der Arbeit, in der Freizeit, im Verkehr, in Kultur und Politik. Barrierefreiheit darf deshalb kein freiwilliges Angebot sein, sondern muss gesetzlich vorgeschrieben sein. So steht es auch in der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK).

3. Inklusion stärkt die Wirtschaft

Unternehmen, die Vielfalt fördern, sind erfolgreicher. Studien von Accenture und Absolventa beispielsweise zeigen: Firmen, die inklusiv arbeiten, erzielen 28 % mehr Umsatz, doppelt so hohe Gewinne und 30 % höhere Gewinnspannen als Unternehmen ohne Vielfalt. Auch die Stimmung und Motivation in solchen Betrieben ist besser. In Zeiten von Fachkräftemangel kann Deutschland es sich nicht leisten, Menschen mit Behinderung auszuschließen.

4. Inklusion verhindert Armut und Einsamkeit

Menschen mit Behinderungen sind häufiger von Armut, Arbeitslosigkeit und sozialer Isolation betroffen. Wer Barrieren abbaut, ermöglicht bessere Chancen und mehr Selbstbestimmung. Das steigert Gesundheit, Lebensqualität und die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

5. Inklusion macht unsere Gesellschaft stabiler und gerechter

Wenn alle Menschen unabhängig von einer Behinderung selbstverständlich dazugehören, stärkt das unser Zusammenleben. Es fördert Solidarität und Zusammenhalt – und macht unsere Gesellschaft widerstandsfähiger (resilienter) und offener für neue Ideen.

Das unterstreicht nochmal ganz klar: Der aktuelle BGG-Gesetzentwurf reicht nicht einmal ansatzweise aus! Er lässt zu viele Ausnahmen und Schlupflöcher zu. Vor allem Unternehmen müssen weiterhin kaum mit Konsequenzen rechnen, wenn sie Barrieren bestehen lassen. Damit bleibt Ungleichbehandlung ebenfalls bestehen. Unser BSK e.V. fordert daher:

  • Klare Verpflichtung zur Barrierefreiheit – nicht nur im öffentlichen Bereich, sondern auch für private Unternehmen.
  • Echte Konsequenzen (Sanktionen) für Anbieter, die Barrieren nicht abbauen. Sonst bleibt das Benachteiligungsverbot wirkungslos.
  • Stärkere Rechte für Betroffene, damit sie sich wehren können, wenn sie ausgeschlossen werden.
  • Mehr Unterstützung für barrierefreie Arbeitsplätze, etwa durch finanzielle Hilfen, Beratung und angepasste Ausrüstung.
  • Ein Verbot, öffentliche Gelder für Projekte auszugeben, die nicht barrierefrei sind.

Der BSK fordert die Bundesregierung und alle politischen Verantwortlichen auf, den BGG- Gesetzentwurf dringend zu verbessern. Barrierefreiheit und Teilhabe sind Grundrechte und dürfen nicht länger aufgeschoben werden.

Wir rufen auch Unternehmen, Verwaltungen und alle gesellschaftlichen Gruppen auf: Setzen Sie auf Vielfalt. Nutzen Sie die Stärken von Menschen mit Behinderungen. Inklusion ist keine Belastung – sie ist eine Investition in eine gerechte und erfolgreiche Zukunft.

Menschen mit Behinderung sind ein selbstverständlicher Teil unserer Gesellschaft. Wer sie ausschließt, schadet uns allen. Inklusion ist kein Luxus — sie ist unsere Zukunft.

Mit solidarischen Grüßen
Verena Gotzes, BSK-Bundesvorsitzende