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Ehrenamtliche Betreuer*innen gesucht

Rollstühle, Rampen, Riesenspaß: BSK-Spielmobil lässt Barrieren fallen

von Jasmin Paul

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  • Krautheim 
  • Aus dem Verband

Der zehnjährige Milo* saust im Rollstuhl über den Parcours. Nach wenigen Runden nimmt er die Wippe schon fast wie ein Profi, mit etwas Anstrengung auch die Rampe. Diesmal wagt er sich an die Schräge. Er nimmt Anlauf, doch das Vorderrad rutscht ab. Milo versucht gegenzusteuern – der Rollstuhl kippt leicht. Geistesgegenwärtig springt er ab, fängt sich selbst und das Gefährt auf.

Ein bisschen verlegen blickt er zum ehrenamtlichen Spielmobil-Betreuer Thomas Erl. „Ich bin einfach aus dem Rolli gesprungen“, sagt Milo nach kurzem Überlegen. „Wenn man damit umkippt, kann man echt blöd hinfallen. Und tut sich weh. Wär’ doch viel cooler, wenn der Weg einfach gerade wär’!“ Thomas lächelt. „Genau das wollen wir hier spielerisch zeigen – dass ein Weg ohne Hindernisse kein Luxus ist, sondern eine Notwendigkeit.“

Inklusive Spiele ohne Grenzen

An diesem sonnigen Ferientag hat das BSK-Spielmobil Station beim Kinderferienprogramm in Krautheim gemacht. Betreut wird es von Thomas Erl, dem ehemaligen Jugendreferenten des Bundesverbands Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK). Auch nach seinem Weggang ist er immer wieder gern ehrenamtlich mit dem Spielmobil im Einsatz – besonders in Krautheim, wo er viele der teilnehmenden Kinder noch aus seinem inklusiven Jugendtreff kennt. So wie den 14-jährigen Laurin. Zu alt, um selbst noch beim Ferienprogramm mitzumachen, aber hochmotiviert beim Auf- und Abbau und bei der Einweisung der jüngeren Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Umgesetzt hat Thomas bei Ferienprogramm gemeinsam mit BSK-Urgestein Xaver, der das Spielmobil seit Jahren ehrenamtlich quer durch Deutschland begleitet – im Umkreis von maximal 200 Kilometern, manchmal aber auch bei großen Veranstaltungen wie dem „Sportivationstag“ in Salzgitter. Dort ist der lokale BSK-Ehrenamtliche Hans-Werner Eisfeld seit Jahren mit dem inklusiven Rollstuhl-Parcours im Einsatz.

Das BSK-Spielmobil geht nun seit 15 Jahren ehrenamtlich betreut auf Reisen – und hat in dieser Zeit unzählige Kinder und Erwachsene mit und ohne Behinderung zum Spielen, Ausprobieren und Miteinander-Reden gebracht.

Mehr als nur der Rollstuhl-Parcours

Die Idee des BSK-Spielmobils ist so einfach wie wirkungsvoll: Nichtbehinderte Kinder probieren aus, wie es ist, mit einer Mobilitätseinschränkung unterwegs zu sein. Sie spüren schnell, wie anstrengend schon kleine Unebenheiten sein können, und wie knifflig Bordsteinkanten, Schrägen oder schmale Durchfahrten sind. Kinder mit Behinderung hingegen, die den Umgang mit dem Rollstuhl bestens beherrschen, können ihre nichtbehinderten Spielkameraden anleiten, Tipps geben – und zeigen, was sie „draufhaben“.

Doch das Spielmobil bietet weit mehr als den klassischen Rollstuhl-Parcours: Ballspiele und Federball, Balancieren, Stelzenlauf, Hula-Hoop, Kriechtunnel, Kegeln, Pedalos, „4 Gewinnt“ oder das bekannte Turmspiel mit den Holzklötzen (Jenga) – alles in extra großer Ausführung, damit auch Teilnehmende mit Einschränkungen an Armen oder Händen mitspielen können. Viele Spiele sind als Teamaufgabe angelegt, sodass Rollstuhlnutzende und Fußgänger gemeinsam ans Ziel kommen.

„Das Tolle ist, dass die Kinder nach nur wenigen Minuten ihre Scheu verlieren“, erzählt Thomas. „Am Anfang sind sie noch vorsichtig, fast zurückhaltend. Aber dann wollen sie wissen, wie man am besten die Rampe schafft oder gemeinsam eine knifflige Aufgabe löst. Spätestens, wenn Rollstuhlnutzende und Fußgänger-Kinder gemeinsam einen Wettkampf bestreiten, ist das Eis gebrochen, Berührungsängste und Vorurteile verschwinden.“

Begegnung auf Augenhöhe

In Krautheim gehören bei solchen Veranstaltungen oft auch behinderte Schulkinder oder Bewohnerinnen und Bewohner des Eduard-Knoll-Wohnzentrums (EKWZ) dazu. Sie sind nicht nur Teil des Geschehens, sondern prägen es: Sie zeigen, wie sie Hindernisse meistern, geben praktische Tipps und beantworten Fragen – ganz nebenbei und ohne große Hürden. „Das sind Begegnungen auf Augenhöhe – unabhängig von Alter, Herkunft oder eben der Behinderung“, sagt Thomas.

Das Spielmobil – mobil für Inklusion

Ob Stadtfest, Schulfest oder Firmenjubiläum: Das BSK-Spielmobil ist überall ein Publikumsmagnet und eine niedrigschwellige Möglichkeit, das Thema Barrierefreiheit ins Bewusstsein zu rücken. Anfahrt, Auf- und Abbau sowie die Betreuung übernehmen ehrenamtliche Helfer wie Thomas und Xaver. Die Einsätze sind im Umkreis von bis zu 200 Kilometern um Krautheim möglich – und immer inklusive einer großen Portion Spaß und Aha-Erlebnissen.

„Am Ende des Tages“, berichtet Thomas, „geht es nicht darum, wer am schnellsten war oder die meisten Punkte hatte. Sondern darum, zu verstehen: Barrierefreiheit hilft nicht nur Menschen mit Behinderungen – sie hilft uns allen.“

Gemeinsam klappt alles

Milo lässt das Gespräch mit Thomas keine Ruhe. Noch einmal schnappt er sich den Rollstuhl und steuert zielsicher die Schräge an. Seine Schwester Luise* und Ferienkind Lara* feuern ihn an. „Los, Milo, du packst das!“ Als er in der Mitte der Rampe leicht ins Schlingern gerät, greift Lara instinktiv zu und hält kurz dagegen. So kann Milo im Rollstuhl die Schräge meistern. „Yes, geschafft! Zusammen geht alles!“ ruft er begeistert.

Und Lara fügt hinzu: „Ich hab Milo jetzt geholfen, klar. Aber jeder soll draußen auch allein klarkommen. Weil man ja nicht immer wen dabeihat.“ Thomas nickt begeistert. Genau darum gibt es das BSK-Spielmobil: damit Kinder verstehen, dass Barrierefreiheit allen hilft –Rollstuhlfahrern, Menschen mit Kinderwagen, Rollator oder Krücken, aber auch den Fußgängern! Und damit die Kinder erkennen: Wir können nur gemeinsam Hindernisse aus dem Weg räumen. Für eine barrierefreie Gesellschaft, in der jeder ganz selbstverständlich dabei sein kann!

* Namen der Kinder aus Datenschutzgründen geändert

PS: Wir suchen immer Ehrenamtliche Unterstützer*innen aus dem Umkreis (Main-Tauber-Kreis, Hohenlohekreis, Neckar-Odenwald-Kreis etc.), die mit dem Spielmobil unterwegs sein möchten. Es gibt eine entsprechende Aufwandsentschädigung. Kontakt: Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. – E-Mail: spielmobil@bsk-ev.org – Telefon: 06294 4281-0
 

Weitere Infos zum BSK-Spielmobil:

Ziele:

  • Spielerische Sensibilisierung für Barrierefreiheit und Inklusion
  • Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung auf Augenhöhe
  • Abbau von Vorurteilen und Berührungsängsten

Einsatzbereiche: Stadt- und Straßenfeste – Schulfeste und Kinderferienprogramm – Firmenjubiläen, Tage der offenen Tür – private Veranstaltungen

Leistungen: Anfahrt – Auf- und Abbau – fachmännische Betreuung durch erfahrene, ehrenamtliche Helfer – vielfältige inklusionsorientierte Spielgeräte und Rollstuhl-Parcours

Einsatzgebiet: im Umkreis von bis zu 200 km um 74238 Krautheim

Preis: auf Anfrage