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9-Euro-Ticket:

„Nicht für alle ein Segen!“

von Julia Walter

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Mit insgesamt 52 Mio. Verkäufen war das 9-Euro-Ticket sehr beliebt. Doch nicht für alle bedeutet das in Zukunft einfacheres Reisen. Für Reisende mit Behinderung brachte die erhöhte Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel zum Teil große Schwierigkeiten. Wegen der hohen Nachfrage und dem zusätzlichen Mangel an Personal waren die Busse und Züge besonders zu Stoßzeiten gnadenlos überfüllt.

Eine Mitfahrt für Rollstuhlfahrer*innen war daher oft mit Komplikationen verbunden oder überhaupt nicht mehr möglich. Die bereits seit langem bestehenden Probleme, wie Schwierigkeiten beim Ein- und Ausstieg durch Schwellen und Stufen oder belegte Rollstuhlplätze wurden nur noch verstärkt. Auch überfordertes, teilweise unfreundliches Personal und rücksichtslose Fahrgäste erschwerten die Fahrt im ÖPNV zusätzlich. „Fahrgäste mit Behinderung wurden teilweise respektlos sowohl vom Fahrpersonal als auch von anderen Fahrgästen behandelt.

Gut bezahlbarer ÖPNV für jeden ist wichtig doch es kann nicht sein, dass wir am Ende einen erneuten Rückschritt in Sachen Barrierefreiheit hinnehmen und Menschen mit Behinderung diskriminiert werden.“, so Julia Walter, Referentin für Barrierefreiheit beim Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK). Nun steht die Fortführung einer vergleichbar preisgünstigen Alternative zur Debatte. Damit dies nicht wieder in einem Chaos endet - wie bei den derzeitigen Zugbestellungen - muss sich zuerst einiges ändern. Um das dadurch gestiegene Fahrgastaufkommen bewältigen zu können und niemanden im Vorhinein auszuschließen bzw. alle teilhaben zu lassen, sollte genügend geschultes Personal zur Verfügung stehen.

Es müssen mehr Züge und Busse insgesamt vorhanden sein sowie die Infrastruktur den neuen Bedingungen angepasst werden, um die Fahrgäste auf mehrere Verkehrsmittel verteilen zu können. Nur dann ist eine gleichberechtigte Teilhabe am ÖPNV für alle Fahrgäste möglich.

Der BSK fordert deshalb:

  • Es müssen bei der Ausgestaltung eines Nachfolgetickets die Behindertenverbände oder der DBR auf Augenhöhe mit am Tisch sitzen. Nach dem Motto: „nicht über uns ohne uns“.
  • Das Abteil für Rollstuhlfahrer*innen muss tabu sein für Fußgänger und Fahrräder. Analog der Regelung der 1. Klasse.
  • Die Bahn muss ihr Personal besser schulen und sensibilisieren hinsichtlich Menschen mit Behinderung.
  • Die Kapazitäten für rollendes Material muss erhöht werden, vor allem im Sinne der Barrierefreiheit. Wir brauchen Züge mit einem niveaugleichen Einstieg.