Suche schließen
Scharfe Kritik des BSK an Boris Palmers Forderung nach mehr Sonderschulen
Der BSK weist Boris Palmers Forderung nach mehr Sonderschulen als „rückwärtsgewandt“ zurück. Inklusion sei ein Menschenrecht, keine Sparmaßnahme. Der BSK fordert mehr Unterstützung für Regelschulen, um Vielfalt und Teilhabe zu stärken.
Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK) zeigt sich empört über die jüngsten Äußerungen von Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer zur Inklusion an Schulen. Palmer hatte in einem Interview vorgeschlagen, aus finanziellen Gründen wieder verstärkt auf Sonderschulen zu setzen, da die Inklusion seiner Ansicht nach "inhaltlich nicht gut funktioniert".
Die Bundesvorsitzende des BSK, Verena Gotzes, reagiert mit scharfer Kritik: „Es ist völlig inakzeptabel, dass ein Kommunalpolitiker wie Herr Palmer den finanziellen Druck auf die Kommunen auf dem Rücken von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung austragen will. Seine Aussagen sind nicht nur fachlich falsch, sondern auch gesellschaftlich rückwärtsgewandt. Inklusion ist ein Menschenrecht, keine Verhandlungsmasse.“
Gotzes betont, dass Inklusion keine Frage des Geldes, sondern des politischen Willens sei. Die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2009 ratifiziert hat, verpflichtet alle staatlichen Ebenen, inklusive Bildungssysteme zu fördern und zu finanzieren. Stattdessen auf das veraltete Konzept der Sonderschule zurückzugreifen, stelle eine klare Verletzung dieser Verpflichtung dar.
„Herr Palmer ignoriert die realen Vorteile der Inklusion“, so Gotzes weiter. „Inklusive Bildung stärkt nicht nur die Chancen von Kindern mit Behinderung, einen Schulabschluss zu erreichen, sondern fördert auch das gesellschaftliche Miteinander und die Akzeptanz von Vielfalt. Sein Vorschlag setzt die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte aufs Spiel.“
Der BSK fordert Bund und Länder auf, die Kommunen bei der Umsetzung der Inklusion stärker zu unterstützen und gleichzeitig deutlich zu machen, dass ein Rückschritt hin zu Sonderschulen keine Option sein kann. Die Diskussion müsse stattdessen darauf gerichtet werden, wie Schulen inklusiver gestaltet und mit ausreichend Personal sowie finanziellen Mitteln ausgestattet werden können.
„Die Lösung liegt nicht in weniger Inklusion, sondern in mehr Unterstützung für die Regelschulen“, so Gotzes abschließend. „Statt vermeintliche Einsparungen zu diskutieren, sollten wir darüber sprechen, wie wir allen Kindern die bestmögliche Bildung und Teilhabe ermöglichen können – unabhängig von einer Behinderung.“
Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. wird sich weiterhin vehement dafür einsetzen, dass Inklusion als Kernprinzip eines modernen und gerechten Bildungssystems nicht aufgeweicht wird.