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Ein Erfahrungsbericht von Matthias Krása, Mitglied des BSK-Bundesvorstands
Es ist später Vormittag, als ich im Rollstuhl den Steg entlangfahre. Vor mir liegt das Wasser der Kieler Förde, die Masten der Segelboote ragen in den Himmel. Ich bin nicht zum ersten Mal hier – aber heute, während der Kieler Woche, ist es besonders!
Ich werde auf dem barrierefreien Segelboot „Henk de Mol“ mit einem Team von „Wir sind wir. Inclusion is sailing“ hinaus aufs Wasser fahren. Ein inklusives Segelprojekt, das nicht fragt, was jemand nicht kann, sondern was möglich ist – mit Begeisterung, Erfahrung und einer barrierefreien Ausstattung, die überzeugt.
Die Rampe liegt stabil, die Crew ist routiniert – ein kurzes Gespräch und schon sitze ich im barrierefreien Segler. „Henk de Mol“ legt ab, der Wind greift in die Segel, wir nehmen Fahrt auf. Ich lehne mich zurück, spüre die leichte Bewegung des Wassers unter mir und denke: „Ich liebe die Bewegung des Bootes. Man wird eins mit der Natur und spürt diese Verbundenheit in jeder Sekunde auf dem Wasser. Genau das macht für mich den Reiz am Segeln aus – es ist Freiheit pur.“
Ein Crew-Mitglied erklärt mir während der Fahrt die Technik, lässt mich sogar kurz das Steuer übernehmen. Inklusion ist hier keine theoretische Idee – sie wird gelebt, unkompliziert und selbstverständlich. Niemand muss sich rechtfertigen, niemand muss „mithalten“ – man ist einfach Teil der Crew.
„Wir sind wir. Inclusion is sailing“ ist ein Segelprojekt, das vom niederländischen Inklusions-Aktivisten und Segler Henk de Mol ins Leben gerufen wurde. Sein Ziel: Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam aufs Boot zu bringen – egal ob jung oder alt, sportlich oder mit Einschränkungen. Die speziell umgebauten Boote bieten Platz und Sicherheit, auch für Rollstuhlfahrer*innen oder Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Der Einstieg ist barrierefrei, gesegelt wird gemeinsam – mit Vertrauen, Begeisterung und Herzblut.
Ich erfahre, dass regelmäßig Segeltage, Schnupperkurse und sogar mehrtägige Törns organisiert werden – sowohl in Kiel als auch in anderen Städten. Wer Interesse hat, kann sich über die Website von „Wir sind wir“ informieren oder direkt Kontakt aufnehmen: www.inclusion-is-sailing.com. Die Crew ist offen, engagiert und freut sich über alle, die Lust haben, das Wasser neu zu entdecken.
Für mich war diese Tour mehr als ein schöner Sommertag. Sie war ein Erlebnis, das bleibt. Segeln ist ein unbeschreibliches Gefühl, das ich nicht mehr missen möchte. Es zeigt: Auch mit Behinderung ist sportliche Aktivität möglich – wenn die Bedingungen stimmen und der Wille da ist. Genau dafür steht dieses Projekt.
PS: Danke an den Videografen Tobias Meinken für die Bereitstellung des tollen Videos!