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Die stellvertretende Gänseliesel fährt jetzt Rollstuhl
Das Gänseliesel ist ein Aushängeschild der Stadt Göttingen. Als Figur ziert sie einen Brunnen vor dem Alten Rathaus, in natura wird seit 2006 jährlich eine junge Frau gewählt, die die Stadt repräsentiert - erstmals sitzt ihr Stellvertreterin im Rollstuhl.
Der Verein Selbsthilfe Körperbehinderter freut sich außerordentlich, dass mit Rebecca Korhammer in diesem Jahr erstmalig eine Person mit sichtbarer Behinderung als Stellvertreterin des Göttinger Gänseliesel gewählt worden ist.
Am 28.09.2025 wurde Rebecca Korhammer im Rahmen des Gänselieselfestes von Göttingens Oberbürgermeisterin Petra Broistedt als Stellvertretendes Gänseliesel vorgestellt. Nach einer Covid-Erkrankung ist sie am Chronischen Erschöpfungssyndrom ME/CFS erkrankt und auf die Nutzung eines Rollstuhls angewiesen.
Anlässlich ihrer Wahl hat der Verein Frau Korhammer am Sonntag in der Göttinger Innenstadt zur Ernennung gratuliert. „Mit der Wahl von Frau Korhammer zur Stellvertretenden Gänseliesel hat die Jury ein starkes Zeichen für die Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen gesetzt“, so Erik Kleinfeldt, Sprecher der Selbsthilfe Körperbehinderter Göttingen e.V. „Wir wünschen Frau Korhammer selbstverständlich alles Gute für Ihr neues Amt und hoffen, dass sie im kommenden Jahr viele Einsätze als Gänseliesel absolvieren darf“.
Von einer rollstuhlfahrenden Gänseliesel erhoffe sich der Verein viele positive Impulse für die Inklusion: „Zum einen ermöglicht Rebeccas Wahl vielen Menschen erstmalig intensivere Begegnungen mit Menschen mit Behinderung. Wir sind überzeugt, dass es Rebecca mit ihrer offenen Art gelingen wird, Vorbehalte und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen auszuräumen. Eng damit verknüpft ist die Hoffnung, dass ihre Arbeit positive Effekte für die Barrierefreiheit haben wird – plötzlich sind Entscheider aus Kommunalpolitik und Wirtschaft mit der Herausforderung konfrontiert, dass ihre Veranstaltungen und Locations auch rollstuhlgerecht sein müssen.“
Rebecca Korhammer selbst hat sich vorgenommen, als Gänseliesel auch für Barrierefreiheit und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen zu werben. So könnte sie als Botschafterin für das Projekt „stadtrampe 2.0“ dafür sorgen, dass mehr Geschäfte mit bis zu drei Stufen im EIngangsbereich für Rollstuhlfahrende zugänglich werden. Gemeinsam mit dem SC Hainberg und dem Verein „Wege zur Inklusion“ verschenkt die Selbsthilfe Körperbehinderter nämlich Klapprampen an Einzelhändler und Institutionen, um Barrieren abzubauen.
Die Idee, Menschen mit Behinderung für das Amt als Gänseliesel zu begeistern, geht auf die Göttinger Paralympics-Sportlerin Flora Kliem zurück. Auf ihre Initiative hin hat der Verein Selbsthilfe Körperbehinderter Göttingen e.V. im Sommer eine entsprechende Kampagne gestartet. Umso glücklicher ist man, dass die Göttinger Gänseliesel-Jury diesem Vorschlag gefolgt ist.