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Bürokratische Hürden lassen die Zahl betrieblicher Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderungen dramatisch sinken – der BSK fordert eine umfassende Inklusionsstrategie, um Betriebe zu entlasten und Inklusion zu fördern.
Bürokratische Hürden gefährden Inklusion Der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK) schlägt Alarm: Die Zahl der Ausbildungsplätze für Menschen mit Behinderungen ist seit 2012 drastisch zurückgegangen.
Grund hierfür ist die 2012 eingeführte Rehabilitationspädagogische Zusatzqualifikation (ReZA), die eine Hürde für Betriebe darstellt, Menschen mit Behinderungen auszubilden. „Es ist nicht hinnehmbar, dass die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge von 3731 im Jahr 2012 auf nur noch 848 im Jahr 2023 gesunken ist. Diese Entwicklung ist ein Armutszeugnis für die Inklusion im deutschen Ausbildungssystem“, so die Bundesvorsitzende des BSK, Verena Gotzes.
Die ReZA verlangt von Ausbildern, eine 320-stündige Zusatzqualifikation auf eigene Kosten zu absolvieren, bevor sie einen Menschen mit Behinderungen ausbilden dürfen. „Das überfordert vor allem kleinere Betriebe und führt dazu, dass inklusive Ausbildungsplätze wegbrechen. Gleichzeitig fehlen Betrieben die dringend benötigten Fachkräfte, deren Talente in der Praxis liegen“, erklärt Gotzes weiter.
Obwohl die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine Anfrage von Hubert Hüppe ( CDU), ehemaliger Beauftragter für die Belange von Menschen mit Behinderungen, betonte, dass die Vermittlung von Menschen mit Behinderungen in anerkannte Ausbildungsberufe oberste Priorität habe, zeigen die Zahlen das Gegenteil: Während die außerbetriebliche Ausbildung in Berufsbildungswerken stabil blieb, halbierte sich die Zahl der betrieblichen Ausbildungsverträge unter der Ampelregierung erneut. „Es ist erschreckend, dass die Bundesregierung keine umfassenden Kenntnisse über die tatsächliche Ausbildungssituation von Menschen mit Behinderungen hat. Wie sollen gezielte Maßnahmen eingeleitet werden, wenn weder das Merkmal Behinderung in den Statistiken erfasst noch die Unterschiede bei den ausbildenden Betrieben analysiert werden?“, fragt Gotzes.
Der BSK fordert eine umfassende Inklusionsstrategie für die berufliche Bildung, die bürokratische Hürden abbaut und Betriebe ermutigt, inklusive Ausbildungsplätze zu schaffen. „Die Politik muss endlich ihrer Verpflichtung aus der UN-Behindertenrechtskonvention nachkommen, ein inklusives Bildungssystem zu schaffen – dazu gehört insbesondere die berufliche Bildung“, so Gotzes abschließend.