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„Außen hui, innen pfui!“
Was als umweltfreundliches und barrierefreies Projekt gestartet ist, sorgte in der Rheydter Innenstadt in der letzten Zeit für Unmut: Die Öko-Toilette steht in der Kritik. Auch durch Albert und Karin Sturm, Leitung der BSK-Kontaktstelle Mönchengladbach.
„Außen hui, innen pfui“, fasst Sturm ihre Eindrücke zusammen, nachdem sie die barrierefrei Öko-Toilette in Rheydt selbst besucht hatte. In ihrem Brandbrief kritisiert sie den hygienischen Zustand, den Umgang einiger Nutzer*innen mit der Einrichtung sowie den hohen Kostenaufwand der Stadt für das Pilotprojekt: Rund 257.000 Euro für zwei Jahre, inklusive Reinigung und Wartung, die – so scheint es – nicht stattfinden. „Da hätte man gleich ein Dixi-Klo hinstellen können“, resümieren die Eheleute Sturm.
Ihre berechtigte Frage: Wie sollen Menschen mit Behinderung in der Rheydter Innenstadt künftig öffentliche WCs nutzen – besonders, wenn die bisherigen Anlagen im Rathaus und der Bibliothek wegen Abriss wegfallen? Denn in der besagten Öko-Toilette, die vor allem für Menschen mit Behinderungen gedacht ist, zieren unter anderem Hinterlassenschaften der Nutzenden Wände und Boden und es liegen Müll, benutzte Spritzen und Kondome herum. „Es gibt ohnehin für uns Menschen mit Behinderungen nicht genügend barrierefrei nutzbare öffentliche Toiletten in Mönchengladbach. Und dann sowas! Zuhause würde kein Mensch einen solchen Saustall hinterlassen“, machen Sturms dem eigenen Frust Luft. Denn beide sind nicht nur selbst auf die Toilette angewiesen, sondern vertreten als BSK-Kontaktstelle vor allem auch die Interessen der Menschen mit Körperbehinderungen in Mönchengladbach.
Die Reaktion aus der Politik auf den Brandbrief ließ nicht lange auf sich warten. Bezirksvorsteher Elsen nahm umgehend Kontakt zur Marketinggesellschaft Mönchengladbach auf, die mittlerweile für Reinigung und Wartung des Öko-WCs zuständig ist. Laut deren Auskunft werde das WC täglich gereinigt; der Zustand der Toilette in Text und Bild dokumentiert. „Bei Verschmutzungen besteht die Möglichkeit, Sonderreinigungen innerhalb von zwei Stunden zu beauftragen“, gab Ulrich Elsen die Antwort der Marketinggesellschaft weiter. Zudem verwies Elsen auf alternative barrierefreie Toiletten im Rathaus Rheydt sowie im Rahmen der Aktion „Nette Toilette“ im Eiscafé Cellino.
Zwischenzeitlich ein kleiner Erfolg: Der Kommunale Ordnungs- und Servicedienst (KOS) wurde beauftragt, die Anlage regelmäßig in ihre Streifgänge aufzunehmen. Karin Sturm berichtet: „Wir haben den Ordnungsdienst bereits vor Ort getroffen und die Lage besprochen. Unser öffentlicher Brandbrief und das Schreiben an die Verwaltung haben richtig Wirbel gemacht.“ Aber trotz des ersten Erfolgs bleibt die Skepsis: „Das Klientel, welches die Toiletten in solch ekelhaftem Zustand hinterlässt, verschwindet ja nicht einfach. Natürlich haben alle Menschen ein Recht auf die Nutzung eines WCs, aber dann doch bitte nur, um die Notdurft ordentlich zu verrichten, nicht um allerlei Schindluder dort zu treiben. Mein Mann und ich persönlich werden diese Toilette jedenfalls nicht nutzen. Wir werden aber die Toilette im Auftrag aller Menschen mit Behinderungen, die darauf angewiesen sind, im Auge behalten.“ Und auch darüber hinaus stehe die BSK-Kontaktstelle Mönchengladbach jederzeit gern als Ansprech- und Kooperationspartner rund um die Barrierefreiheit ihrer Stadt zur Verfügung. Sowohl für die Politik als auch für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörige.