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Memmingen

Behindertenbeirat fordert barrierefreien Weg zur Bibliothek

Die Pflastersteine im Innenhof des Antonierhauses sollen abgeflacht werden, damit Menschen mit Gehhilfe oder Rollstuhl diesen leichter nutzen können.

von Judith Schneider, mit freundlicher Genehmigung der Memminger Zeitung

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  • Aus der Szene

"Das holpert schon sehr, wenn man hier mit dem Gehwägelchen drüberläuft", sagt eine Frau im Durchgang zum Innenhof des Antonierhauses. Die kleinen Räder ihres Rollators bleiben immer wieder stecken und verdrehen sich. Menschen mit Gehhilfe oder Rollstuhl ärgern sich schon lange über die Pflastersteine auf dem Platz. Man muss ihn überqueren, wenn man zur Stadtbibliothek will. Dabei sollte die Bücherei ja eigentlich für alle leicht zugänglich sein.

Ein Grund, wieso das Pflaster nicht erneuert wird, ist der Denkmalschutz. Die Anlage ist schon über 500 Jahre alt, aber noch sehr gut erhalten und wird deshalb besonders geschützt. Das heißt, die Gebäude und alles darum herum sollen äußerlich wenig verändert werden.

Ist es nun wichtiger, dass der Weg zur Bibliothek für alle möglichst angenehm und unkompliziert ist, oder dass ein sehr altes, einzigartiges Gebäude erhalten bleibt?

Die Stadt hat darüber immer wieder diskutiert. Und auch in einem weiteren Gremium ist das Thema ein Dauerbrenner. Verena Gotzes, die Vorsitzende des Behindertenbeirats, sagt: "Damit haben wir schon seit 25 Jahren zu tun."

Nun hat die Stadt im Austausch mit dem Behindertenbeirat eine Möglichkeit gefunden, wie der Platz für älteren Menschen mit Rollator, Eltern mit Kinderwagen oder Rollstuhlfahrerinnen - und fahrern besser befahrbar wäre und trotzdem fast so aussehen würde wie bisher. Und zwar sollen die Pflastersteine an der Oberfläche abgebrochen und abgeflacht werden. So wird die Oberfläche ebener, aber optisch verändert sich nicht viel.

2024 hat die Stadt dafür kein Geld mehr, aber Oberbürgermeister Jan Rothenbacher sagte in der jüngsten Sitzung des Behindertenbeirates, dass er das Projekt baldmöglichst angehen will.

In der Sitzung sprachen die Vertreter der Behinderten in Memmingen außerdem darüber, wie das neue Krankenhaus für Menschen mit Behinderung möglichst gut zugänglich wird. Verena Gotzes lobte die Planer: "Die gehen die Pläne mit uns durch und wenn wir etwas anmerken, nehmen sie es auf. Das dauert natürlich lange und wir machen das ja alle ehrenamtlich, aber es ist schön, zu sehen, dass wir etwas bewegen können."

Verena Gotzes äußerte sich auch zur aktuellen, gesellschaftlichen Debatte über Rechtsextreme und deren Handlungsweisen. "Wenn die stärker werden, wird es für uns gefährlich", sagte sie und erinnerte an vergangene Verbrechen gegen Menschen mit Behinderung in Deutschland. "Für uns ist es wichtig, dass wir auf so was reagieren", betont Verena Gotzes. Der Behindertenbeirat werde sich für Demokratie und Menschenrechte einsetzen.