Für ein barrierefreies Gesundheitssystem: Reformen dringend notwendig

Die Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern fordern erneut, Arztpraxen und das gesamte Gesundheitssystem in Deutschland barrierefrei zu gestalten. Sie betonen dabei die Unzulänglichkeit der gegenwärtigen Situation: In einigen Bundesländern gibt es keine einzige barrierefreie gynäkologische Praxis.

Auf einer zweitägigen Konferenz, die in Bad Nauheim stattfand, erklärte der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, dass die aktuelle medizinische Versorgung in Deutschland unzureichend ist und Menschen mit Behinderungen oft ausschließt. Er fordert die Regierung auf, einen „Aktionsplan für ein barrierefreies, inklusives und vielfältiges Gesundheitssystem“ ins Leben zu rufen.

Jürgen Dusel hat bereits mehrfach auf die Notwendigkeit barrierefreier Praxen hingewiesen. Laut Daten vom Oktober 2020 verfügen lediglich 26 Prozent der Haus- und Facharztpraxen über einen uneingeschränkten barrierefreien Zugang.

Darüber hinaus fordert Dusel, die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung mit benötigten Hilfsmitteln zu verbessern. Er bezeichnete es als „inakzeptabel“, dass Krankenkassen Anträge auf Hilfsmittel, die von Ärzten als dringend notwendig eingestuft werden, ablehnen.

Die „Bad Nauheimer Erklärung“, die auf der Konferenz verabschiedet wurde, stellt heraus, dass Behinderungen statistisch gesehen in der Regel bei älteren Menschen auftreten.

Rika Esser, Beauftragte der Hessischen Landesregierung, betonte die Notwendigkeit einer zuverlässigen häuslichen Intensivpflege und forderte, dass Anträge nicht erschwert werden sollten. Helga Seel, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, fordert eine Verbesserung der Rehabilitation von Menschen mit schwersten Verletzungen.