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„Besser Querschnitt als Durchschnitt“ – Mit Herz, Humor und viel Engagement für Inklusion im Saarland

Seit mehr als 25 Jahren ist Uwe Wagner beim BSK aktiv – ein echter Macher, der sich besonders dafür engagiert, junge Menschen für das Thema Behinderung und Barrieren im Alltag zu sensibilisieren. Sein Motto: „Besser Querschnitt als Durchschnitt“. Bei seinen BSK-Projekten geht es ihm immer darum, Barrieren im Alltag erlebbar zu machen, damit Verständnis wächst und echte Veränderungen möglich werden. Wie er zum BSK kam, was ihn motiviert und wo er in der Arbeit mit jungen Menschen die größten Chancen sieht, erzählt Uwe ganz persönlich:

Wie bist Du eigentlich zum BSK gekommen?

Das war 1996 – und eigentlich auf ganz unkomplizierte Art: Ein guter Freund von mir, der auch Rollstuhlfahrer ist, war schon länger im BSK. Der hat gesagt: „Du solltest da auch Mitglied werden!“ Wir waren damals zusammen jahrelang Behindertenbeauftragte unserer Gemeinde Rehlingen-Siersburg im Saarland. Da haben wir schon viel bewegt. Und weil ich gesehen habe, dass der BSK mit seinen Themen gut zu mir passt, bin ich mit eingestiegen.

Und wie ging’s dann weiter?

Na ja, irgendwann hat mich Anita Reichert-Klemm, die damals schon Leitung der BSK-Landesvertretung Rheinland-Pfalz war, angesprochen: Ob ich nicht Lust hätte, im Saarland eine Funktion zu übernehmen. Zack – Ich war plötzlich Leiter der Landesstelle Saarland. Das war damals noch eine wirklich kleine Nummer: Nur 16 Mitglieder! Aber ich habe schnell gemerkt, dass wir dort etwas bewegen können. Wer zu uns zum Rolli-Sport oder Rolli-Tischtennis kam, bekam gleich einen Mitgliedsantrag in die Hand gedrückt. Dann kam Dunja Reichert ins Team. 2015 haben wir gemeinsam als Leitung und Stellvertretung unseren eigenen Landesverband gegründet. Heute sind wir rund 170 Mitglieder, und ich bin stolz drauf, dass wir mit einem Altersdurchschnitt um die 50 Jahre der jüngste BSK-Landesverband sind. Das bringt richtig Schwung rein.

Was macht ihr so im Saarland? Was ist euer Steckenpferd?

Wir sind viel an Regelschulen unterwegs, aber auch in Schulen für Pflegefachkräfte, Ergo- und Physiotherapeuten. Das ist wichtig, weil diese jungen Menschen oft zum ersten Mal richtig mit Menschen mit Behinderung in Kontakt kommen. Viele denken: „Ach, ich kenne das ja, meine Oma sitzt im Rollstuhl.“ Aber wenn sie selbst mal in den Rollstuhl steigen und durch die Stadt müssen, merken sie: Das ist eine ganz andere Nummer! Und nicht jede Behinderung ist gleich – da gibt’s fünf Leute mit Grad der Behinderung 100, aber die Bedürfnisse könnten kaum unterschiedlicher sein. Daher gehen wir ganz offen auf die Schüler*innen zu, die dürfen uns wirklich alles fragen – auch die pikanten Themen, wie Liebe und Sexualität oder unterschiedliche Hilfsmittel bei der Pflege. Das gehört einfach dazu. Wenn die Schule in der Nähe ist, laden wir die jungen Leute auch gern mal zu einem Grillabend zu uns nachhause ein. Dann können sie direkt sehen, wie ein barrierefreies Zuhause funktioniert.

Wir würden uns im Saarland sehr freuen, wenn andere BSK-Länder unsere Projektarbeit mit jungen Menschen übernehmen wollen. Ich stehe jederzeit als Ansprechpartner bereit!

Und sonst?

Ach ja, auch mit der Feuerwehr sind wir eng verbunden. Seit diesem Jahr bin ich für den BSK im Beirat eines Projekts der Deutschen Jugendfeuerwehr: „Eine für alle – Jugendfeuerwehr und Inklusion“. Da geht’s darum, dass die Jugendfeuerwehren richtig inklusiv werden. Das Projekt wird von Aktion Mensch gefördert, und wir entwickeln Leitlinien, damit junge Menschen mit Behinderung nicht nur dabei sind, sondern auch richtig mitmachen können. Auch hier im Saarland machen wir regelmäßig Feuerwehr-Übungen, Schwerpunkt: Rettung von Rollstuhlnutzern im Alltag. Das macht echt Spaß und ist super wichtig.

Gibt es einen Moment mit dem BSK, der Dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Da gibt’s viele. Aber immer wieder sehe ich bei Schulprojekten: Barrierefreiheit ist oft noch ein großes Thema. Manchmal scheitert es an ganz einfachen Sachen: Zu wenige oder viel zu kleine Behindertenparkplätze, fehlende Rampen, oder barrierefreie Toiletten, die man erst nach 200, 300 Metern Umweg quer über das Gelände erreicht. Bei alten Gebäuden gibt’s oft Teppiche, dunkle Möbel oder Schwellen – da merkt man, dass Barrierefreiheit nicht nur „Ja oder Nein“ ist, sondern viele kleine Details ausmachen. Das ist manchmal frustrierend, aber genau das ist mein Antrieb: Ich biete dann immer eine Bau-Beratung an, helfe mit Ideen und Tipps, und meistens finde ich offene Ohren, die wirklich was verändern wollen. So macht Ehrenamt für mich Sinn: Alltag verbessern, damit andere es leichter haben.

War es nicht manchmal auch schwierig?

Klar, zum Beispiel meine erste BSK-Tagung: Da waren leider nicht nur die Bedingungen mit eingeschränkter Barrierefreiheit und mangelnder Sauberkeit mies, sondern es hatten auch manche Menschen vor Ort wenig Verständnis für die Bedarfe von Rolli-Nutzern. Aber gerade solche Erfahrungen zeigen mir: Wir müssen dranbleiben und weiter für Veränderung und ein selbstverständliches inklusives Miteinander kämpfen.

Worauf freust Du Dich in Zukunft besonders?

Ich bin echt gespannt auf das neue BSK-Gästehaus in Krautheim, das gerade komplett barrierefrei umgebaut wird – mit neuester DIN-Norm, Brandschutz und Rettungswegen für Rollstuhlnutzer. Bei der ersten Feuerwehr-Übung in dem Haus würde ich wahnsinnig gern dabei sein. So ein modernes, inklusives Haus ist ein echter Meilenstein für unseren kleinen Bundesverband.

Und natürlich wollen wir im Saarland noch mehr Mitglieder gewinnen – egal ob jung oder alt. Damit das, was wir hier als BSK aufgebaut haben, nicht verloren geht, wenn wir Aktiven mal in die zweite Reihe zurücktreten.