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„Mit einem Glas Federweißer fing alles an ...“

Wenn ich heute auf meine Zeit beim BSK zurückblicke, dann kommt mir als Erstes ein Glas Federweißer in den Sinn. Es war Ende Oktober 2008, stockdunkel, ich kam zur Vertreterversammlung – und zack, standen Anita Reichert-Klemm und ihr Mann Artur in der Tür. Noch bevor ich so richtig drin war, hatte ich ein Glas in der Hand und ein Lächeln im Gesicht, weil das Gespräch einfach gut war. Es war einer dieser Momente, in denen man spürt: Hier bin ich richtig.

Dabei hatte ich keine Ahnung, worauf ich mich da eigentlich einlasse. Heike Witsch, damals noch Leitung der Landesvertretung und meine langjährige Wegbegleiterin in Sachen Barrierefreiheit, hatte mich gefragt, ob ich nicht als BSK-Mitglied mehr im Verein machen wollte. „Nur ein Termin im Jahr“, hatte sie gesagt. Tja – kleiner Spoiler: Daraus wurde ein Ehrenamt, das mein Leben nachhaltig verändert hat.

Geboren ins Ehrenamt

Irgendwie bin ich ins Engagement hineingeboren worden. Meine Eltern waren bereits Mitglied im LVKM, dem Landesverband für körper- und mehrfachbehinderte Menschen in Schleswig-Holstein. Damals gab’s kaum Angebote im Norden für Familien mit behinderten Kindern – der LVKM war unsere Anlaufstelle Nummer eins. Und so war es fast logisch, dass ich irgendwann selbst im Vorstand landete. Mit einem Augenzwinkern sage ich heute: Ich hatte da quasi keine Wahl.

Doch irgendwann kam der Punkt, an dem ich gespürt habe: Da geht noch mehr. Der BSK – das war wie ein frischer Wind in meinen Segeln. Sozialpolitisch, direkt, nah an den Menschen. Ich habe gemerkt, dass ich dort meine Ideen besser einbringen kann. Also habe ich meinen Vorstandssitz im LVKM abgegeben und bin mit voller Kraft zum BSK übergewechselt.

Barrierefreiheit beginnt auf Reisen

Viele kennen mich durch mein Engagement im Bereich Mobilität. Barrierefreies Reisen – das ist für mich mehr als ein Fachthema. Es ist ein Herzensanliegen. Ich bin seit langer Zeit am Runden Tisch mobilitätseingeschränkter Reisender der NAH.SH aktiv. Dort wurde gerungen – um Blindenleitsysteme, um On-Demand-Verkehre, um verständliche Infos. Und auch heute noch mahlen die Mühlen viel zu langsam. Viel zu oft wird über uns statt mit uns gesprochen. Aber ich bleibe dran. Denn es geht nicht nur um Technik, es geht um Selbstbestimmung.

Ein Beispiel, das mir besonders am Herzen liegt: der Bahnhof in Bargteheide. Noch immer nicht barrierefrei. Doch dank Menschen wie Andreas Reigbert, den ich vor fast zehn Jahren für den BSK gewinnen konnte, bleibt das Thema sichtbar. Andreas ist ein echter Fachmann, einer, der nicht lockerlässt. Genau solche Leute braucht der BSK.

Teamwork mit Assistenz und Kieler Stammtischträume

Seit über 23 Jahren begleitet mich zudem eine Assistenz – ohne sie würde vieles nicht laufen. Wir sind ein eingespieltes Team. Gemeinsam haben wir so manches Projekt angeschoben, z. B. den „BSK-Treffpunkt“ in einem Kieler Sanitätshaus. Eine Art Stammtisch für Themen wie Inklusion und Barrierefreiheit. Die BSK-Mitgliederzahl war klein, die Wirkung groß. Denn es kamen viele interessierte Menschen von außen, die mit uns diskutierten.

Leider hat Corona diesen Treffpunkt – wie so vieles – ausgebremst. Und auch unser geliebtes, barrierefreies BSK-Reisebüro in Krautheim gibt es seitdem nicht mehr. Das tut weh. Die Reisen waren großartig, die Organisation herzlich, die Reise-Assistenzen bestens geschult. Ich wünsche mir, dass wir da wieder anknüpfen – vielleicht mit einem Partner wie Runa Reisen. Reisen bedeutet Freiheit. Gerade für uns mit Handicap.

Nicht Masse, sondern Klasse

In Schleswig-Holstein setze ich nicht auf Massenbewegungen. Ich will wissen, mit wem ich zusammenarbeite. Qualität vor Quantität. So kam Martina Scheel zu uns – mit so viel Tatendrang, dass sie innerhalb kürzester Zeit von der Kontaktstelle Ostholstein in die BSK-Fachteams und den Bundesvorstand wirbelte und inzwischen meine Stellvertretung in der BSK-Landesvertretung ist. Ich schätze das. Echtes Engagement erkennt man schnell.

Natürlich ist auch das Ehrenamt heute ein knappes Gut. Die Menschen – mit und ohne Behinderung – sind beschäftigt, mobil, eingebunden. Das ist einerseits gut. Andererseits müssen wir uns als Verband viel aktiver und attraktiver zeigen, um neue Leute zu gewinnen.

10 Jahre Leitung – und immer noch Bauchkribbeln

2025 feiere ich nicht nur „70 Jahre BSK“, sondern auch mein eigenes kleines Jubiläum: 10 Jahre Landesvertretung. Und ich sage euch: Es ist nie langweilig geworden. Wir haben viele Projekte gestemmt, einige Rückschläge eingesteckt, aber auch echte Meilensteine erreicht – besonders in den Bereichen Bauen und Mobilität. Vieles davon wäre ohne unser Netzwerk nie möglich gewesen.

Ich wünsche mir für den BSK, dass wir wieder mehr Fahrt aufnehmen. Dass sich der ehrenamtliche Vorstand auf seine fachliche Stärke konzentriert, während die Geschäftsstelle den operativen Alltag rockt. So können wir uns auf das Wesentliche besinnen: behindertenpolitische Arbeit, Expertise, Präsenz – und auf das, was uns immer ausgezeichnet hat: der Mensch im Fokus.

Und wenn der Wind günstig steht …

… dann findet ihr mich irgendwo auf dem Wasser. Segeln im Rolli ist grenzenlose Freiheit. Genau wie E-Hockey. Sport, Reisen, Engagement – das alles gehört für mich zusammen. Der BSK hat mir dafür den Raum gegeben. Und ich gebe gern zurück.

Denn wenn ich eines gelernt habe in diesen Jahren: Ein Verein ist keine Verwaltungseinheit. Ein Verein lebt. Durch uns. Durch Herzblut, Haltung, Humor.


Der BSK war, ist und bleibt für mich ein Stück gelebte Inklusion – ganz ohne große Worte, aber mit jeder Menge Wirkung. Auf die nächsten 70 Jahre!