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Wenn Kurt Cize heute auf seine Zeit im Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter zurückblickt, dann sieht er nicht nur Sitzungen, Protokolle und Vorstandsarbeit – er sieht Gesichter, Begegnungen und Momente, die sein Leben geprägt haben. 1967, kurz nach einem Unfall, der ihm eine hohe Querschnittlähmung zurückließ, lag er in einem Frankfurter Krankenhaus. Damals trat ein BSK-Mitglied an sein Krankenbett und erzählte ihm von Eduard Knoll und einem jungen, kämpferischen Verein.
Vier Jahre später war Cize nicht mehr nur Zuhörer, sondern selbst Gestalter: 1971 gründete er mit anderen in Schweinfurt eine regionale Untergliederung des BSK – Anfang der 2000er wurde sie zum eingetragenen Verein. Dort übernahm er im Wechsel die Rollen des 1. und 2. Vorsitzenden, bis sich der Verein nach der Corona-Pandemie 2024 auflöste. Parallel wirkte er auf Bundesebene über Jahrzehnte: in der Delegiertenversammlung, im Bundesvorstand, als stellvertretender Bundesvorsitzender, 22 Jahre lang als Wahlleiter und als Revisor auf Landesebene.
Von Rampen bis Reisen – sichtbare Erfolge vor Ort
Cize erzählt von dem, was konkret verändert wurde: Bordsteinabsenkungen, Rampen an wichtigen Gebäuden, die Finanzierung eines rollstuhlgerechten Vereinsbusses. Mit Hilfe von Schweinfurter Stiftungen konnte der Verein ein Vereinsheim nach eigenen Bedürfnissen gestalten sowie Urlaubsfahrten, Freizeiten und kulturelle Veranstaltungen organisieren – immer mit dem Ziel, Teilhabe und Begegnungen zu ermöglichen. „Wir fanden offene Ohren in Politik und Gesellschaft“, sagt er.
Selbstbewusstsein zurückgewonnen
Die Arbeit im BSK war für ihn nicht nur Ehrenamt – sie war Teil seiner persönlichen Rehabilitation. „Als ich von 1967 bis 1969 im Krankenhaus lag, konnte ich so gut wie nichts allein bewerkstelligen. Damals war es unvorstellbar, dass ich meine Kraft wieder für andere einsetzen könnte.“ Durch den BSK lernte er nicht nur, politisch zu wirken, sondern auch sich selbst neu zu sehen: konzentrierter, kreativer, lebensfroher. Und ohne die Urlaubsangebote des Vereins, fügt er lächelnd hinzu, hätte er auch seine Frau nicht kennengelernt. „Da fing das Leben dann erst richtig an.“
Prägende Persönlichkeiten
Wenn er an die Menschen denkt, die ihn inspiriert haben, fallen drei Namen: Eduard Knoll, der Gründer des Bundesverbands Selbsthilfe Körperbehinderter, Heinz Preiß (BSK Bundesvorsitzender nach Josef Kirfel) und Helmuth Jopp (Gründungsmitglied und erster 1. Vorsitzende der Selbsthilfe Körperbehinderter Schweinfurt). Männer mit Visionen – und der Tatkraft, sie auch umzusetzen.
Blick in die Zukunft
Für die kommenden Jahre wünscht Cize dem BSK engagierte, durchsetzungsfähige Menschen, die Herz und Verstand verbinden. „Der BSK soll einflussreich bleiben – in Politik und Gesellschaft.“ Für Menschen mit Behinderung hat er einen klaren Wunsch: weniger Bürokratie, mehr kreative und unkomplizierte Lösungen für den Alltag. Und vor allem: Mobilität zu Preisen, die für alle machbar sind.