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70 Jahre BSK –
Die Krautheimer Werkstätten gratulieren
70 Jahre gelebte Selbsthilfe – 70 Jahre Engagement für Men- schen mit Behinderungen. Dieses Jubiläum ist nicht nur ein Anlass zum Feiern, sondern auch ein Moment, innezuhalten, zurückzuschauen und zu fragen: Woher kommen wir? Und wohin wollen wir? Die Geschichte der Krautheimer Werkstät- ten und des BSK ist geprägt von Mut, Beharrlichkeit und der Überzeugung, dass jeder Mensch – unabhängig von seinen körperlichen Voraussetzungen – das Recht auf Teilhabe und Selbstbestimmung hat. Was einst mit wenigen entschlos- senen Menschen begann, wirkt heute weit über die Grenzen unserer Region hinaus.
Persönliche Gedanken
„Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.“ (Konfuzius)
Als ich, Stefan Blank, 2014 – nach fast 25 Jahren Arbeit mit psychisch kranken und behinderten Menschen in Ludwigs- burg – die Geschäftsführung der Krautheimer Werkstätten übernahm, ahnte ich nicht, dass mir hier eine besondere Aufgabe begegnen würde. Zwar war mir der Paradigmen- wechsel in der Eingliederungshilfe vertraut, doch dass hier
etwas Tieferes wirkte, etwas, wovon ich damals keinerlei Vorstellung hatte, sollte ich erst nach und nach begreifen. In Begegnungen mit Menschen ist es mir immer ein Bedürfnis gewesen zu verstehen, welche Lebensumstände und Ereig- nisse sie zu der Person gemacht haben, die sie heute sind. Mit jedem Jahr in Krautheim ist mein Verständnis – und mein Respekt – für das gewachsen, was schwerst körperlich behin- derte Menschen hier gewollt und erreicht haben. Gleichzei- tig reifte die Erkenntnis, dass diese Minderheit am Rande Baden-Württembergs oft weder gesehen noch gehört, geschweige denn verstanden wurde. Der 15-fache Anteil an Rollstuhlfahrern in unserem Arbeitsbereich lässt vermuten, dass wir die höchsten Tagessätze für die pflegeintensivsten Arbeitsplätze in allen Werkstätten erhalten müssten. Doch das Gegenteil war der Fall. Wie konnte es geschehen, dass eine behinderte Minderheit zusätzlich zu einer benachteilig- ten Minderheit wurde? Diese Frage ließ mich nicht los. Sie ins öffentliche Bewusstsein Baden-Württembergs zu bringen, war – und ist – eine große Herausforderung. Doch wie sollte das ein Einzelner schaffen? In meinem Leben habe ich oft in der Vergangenheit nach Hinweisen für die Zukunft gesucht. So stellte ich in einer Sitzung des Bundesvorstands die Frage,
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