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Ursula Büttner – Gelebte Inklusion und Gemeinschaft im BSK-Bereich Wiesbaden/Niedernhausen e.V.
Der BSK-Bereich Wiesbaden/Niedernhausen e.V. feierte 2024 sein 40-jähriges Bestehen – ein besonderes Jubiläum, das nicht nur die lange Geschichte des Vereins würdigt, son- dern auch das Engagement zahlreicher Mitglieder, die sich über Jahrzehnte hinweg für die Belange von Menschen mit Behinderungen eingesetzt haben.
Eine, die den Verein über viele Jahrzehnte mitgestaltet hat, ist Ursula Büttner. Die Ehrenamtliche erinnert sich an die Anfänge: „Mein Mann war Gründungsmitglied des Vereins. Nach seinem Tod hat eine engagierte Rollstuhlfahrerin aus Wiesbaden, Gerdi, den Vorsitz übernommen. Und als auch sie nicht mehr konnte, wurde ich gefragt: Wer macht’s jetzt? Ich bin eingesprungen – und geblieben.“
Unter ihrer Leitung und mit großem Engagement der Mit- glieder entwickelte sich der Verein weiter. Ursula Büttner blickt mit Stolz zurück auf gemeinsame Reisen, Ausflüge, Sportangebote und vor allem auf sichtbare Erfolge im Alltag: „Wir haben damals Apotheken, Bäcker, Läden direkt ange- sprochen – und viele haben tatsächlich Rampen gebaut. Man konnte Veränderungen sehen. Auch der Behindertenbeirat in der Gemeinde wurde aktiv, obwohl noch viel zu tun bleibt.“
Unvergesslich sind für sie die sportlichen Aktivitäten, etwa die gemeinsamen Boccia-Turniere in Krautheim, bei denen nicht nur Urkunden, sondern auch neue Freundschaften ge- wonnen wurden. Auch Ferienfreizeiten mit der gesamten Gruppe und der erste beantragte Behindertenbus – geför- dert durch Aktion Mensch – gehören zu den Meilensteinen.
„Heute ist vieles einfacher geworden“, sagt Büttner. „Jüngere Menschen mit Behinderung organisieren ihre Reisen und Aktivitäten selbst übers Internet. Das ist toll – aber auch ein Grund, warum weniger junge Leute in die Vereine kommen.“ Dass sich die Zeiten geändert haben, spürt sie auch persönlich: „Fünf Jahre war ich nicht mehr im Urlaub. Unsere Gruppe ist älter geworden. Es fehlt an Nachwuchs – und an Menschen, die Verantwortung übernehmen möchten.“
Dies ist daher nicht nur ein Rückblick auf unzählige Jahre Engagement und Zusammenhalt, sondern auch ein Aufruf, die Vereinsarbeit in eine neue Zeit zu führen – mit frischen Ideen, neuen Mitstreiter*innen und demselben großen Herz, das den BSK-Bereich Wiesbaden/Niedernhausen seit jeher auszeichnet.
Ein besonderer Dank gilt allen Engagierten der vergan- genen Jahrzehnte – für ihr Durchhaltevermögen, ihre Empathie und ihre unermüdliche Arbeit für eine inklusivere Gesellschaft.
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Jutta Cize – Ihr Weg vom BSK-Plakat zur Diplomarbeit
1979 saß die Studentin Jutta im Seminarraum der Uni, als ihr Blick auf ein Plakat fiel: Der BSK suchte Freizeithelfer für Urlaubsbegleitungen von schwerstkörperbehinderten Menschen. In freudiger Erwartung der Herausforderungen, die auf eine Freizeithelferin warten und sicher, das Richtige für sich gefunden zu haben, bewarb sie sich – und wurde engagiert.
Die erste Freizeit führte sie in die Schwäbische Alb, noch unter improvisierten Bedingungen. Ein Jahr später ging es nach Gwatt am Thunersee. Dort, unter dem Sternenregen der Perseiden, lernte sie ihren späteren Mann Kurt kennen – „Unsere Herzen flogen direkt aufeinander zu“, sagt sie liebe- voll. 1981 gab es die Verlobung; 1983 folgte die Hochzeit.
Ebenfalls 1983 schrieb sie ihre Diplomarbeit über Organi- sation und Wirkungsweise des BSK – mit persönlicher Geneh- migung von Gründer Eduard Knoll. Die 300 Seiten starke
Arbeit wurde später vom damaligen Geschäftsführer entgegengenommen und sogar im Juniheft 1986 von LEBEN & WEG besprochen.
Für Jutta Cize ist der BSK damit nicht nur Teil ihrer persön- lichen Lebensgeschichte – sondern auch ein wissenschaftlich aufgearbeitetes Herzensprojekt!
Ursula Büttner,
Leitung BSK-Bereich Wiesbaden/ Niedernhausen e.V.
Jutta Cize,
ehemalige BSK-Freizeithelferin
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