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Hannelore Krüger – Rückblick auf ein bewegtes Kapitel
Mit 85 Jahren blickt Hannelore Krüger auf eine Zeit beim BSK zurück, die gleichermaßen bereichernd wie heraus- fordernd war. „Es war eine gute Zeit, interessant – aber auch unangenehm“, sagt sie heute. Nach vielen Jahren intensiver Arbeit zog sie vor 30 Jahren einen klaren Schlussstrich. „Ich habe es bereitwillig gemacht, aber irgendwann war es eben vorbei.“
Trotzdem erinnert sie sich gern an die turbulente und span- nende Zeit: „Das Personal war in Ordnung, hilfsbereit und menschlich. Dafür bin ich bis heute dankbar.“
Mit einem Augenzwinkern bemerkt sie, dass manch andere Ehrenamtlichen schwierig waren. Doch Nachtragendsein liegt ihr fern. Heute hält sie noch mit einer früheren Kollegin Kontakt.
„Noch einmal würde ich den BSK-Bundesvorstand nicht machen“, sagt Hannelore Krüger. Ohne Bitterkeit – eher mit der Gelassenheit einer Frau, die weiß, wann ein Kapitel beendet ist.
  „Dabei sein, mitmachen, dazugehören“ –
Alex Nicolay ist seit 54 Jahren Mitglied im BSK
Im Jahr 1970 veränderte ein Unfall das Leben von Alex Nicolay aus Rheinland-Pfalz grundlegend: Von einem Tag auf den anderen war er auf den Rollstuhl angewiesen. Doch statt sich zurückzuziehen, suchte er nach neuen Wegen – und fand sie beim Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter e.V. (BSK).
Noch im selben Jahr wurde der BSK zum Veranstalter des ersten bundesweiten Rollstuhlsportfests – einer inklusiven Begegnung, bei der Sport, Austausch und Gemeinschaft im Mittelpunkt standen. Alex Nicolay war dabei – und sofort begeistert. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Sport- fest in Krautheim für ihn zu einer festen Größe: ein Ort, an dem nicht Einschränkungen zählten, sondern Möglichkeiten. Jahr für Jahr war er dabei – als Teil einer starken Gemein- schaft.
„Der BSK war für mich wie eine große Familie. Man hat sich gekannt und man konnte sich auch mit Fragen an den Verband wenden. Irgendjemand hat einem immer weiter- geholfen – ob in Krautheim oder Sosberg“, erinnert sich Nicolay.
Tief beeindruckt war er in dieser Anfangszeit auch von BSK-Gründer Eduard Knoll, den er persönlich kennenlernen durfte. „Ein toller Mann, der etwas dargestellt hat und unglaublich viel für uns Menschen mit Behinderung erreicht hat. Und das in einer Zeit, in der Rollstuhlfahrer eine absolute Randgruppe der Gesellschaft waren. Seine Vision – nicht nur Unterstützung, sondern echte Teilhabe zu ermöglichen – war für mich sofort spürbar.“
Neben Krautheim war auch das Urlaubsdomizil des BSK in Sosberg im Hunsrück (nur fünf Kilometer von seinem Heimat- ort entfernt) ein Ort, an dem er regelmäßig mit anderen – nicht nur sportbegeisterten – Mitgliedern zusammenkam. Der Austausch dort, das gemeinsame Erleben und die Offenheit untereinander waren für ihn prägend. „Im Gäste- haus Sosberg habe ich meine Frau kennengelernt – und wir haben dort auch unsere Hochzeit gefeiert. In der kleinen Blockhütte des BSK in Krautheim haben wir uns während eines Sportfestes im Jahr 1975 verlobt. Meine Frau hat auch noch einige Jahre als Büroangestellte im Gästehaus Sosberg gearbeitet.“
Auch an den Freizeiten des BSK in Gwatt (Schweiz) und Denia (Spanien) nahmen er und seine Frau teil – „was in den 70er-Jahren noch recht abenteuerlich war“, wie Nicolay schmunzelnd berichtet.
Heute blickt Alex Nicolay auf 54 Jahre Mitgliedschaft im BSK zurück. Seine Geschichte ist nur eine von vielen – aber sie steht beispielhaft für das, was den Verband seit 70 Jahren ausmacht: Zugehörigkeit, Selbstbestimmung und gelebte Inklusion.
Hannelore Krüger,
(stv.) BSK-Bundesvorsitzende 1995-2000
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Alex Nicolay, langjähriges BSK-Mitglied

















































































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